Anlässlich des 1. Zwickauer Automobil-Kolloquiums findet am Freitag, den 25.3.11, gegen 16 Uhr auf dem Gelände des August Horch Museums die Vorführung eines Dampf-Automobils statt.
Während sich die Teilnehmer des Kolloquiums während des Tages mit den Pionieren der 125 jährigen Automobilgeschichte auseinandersetzen, wird als praktischer Teil ein Dampf-Automobil vom Typ Stanley 735 B, Baujahr 1919, in Aktion zu sehen sein. Dazu sind nicht nur die Teilnehmer des Kolloquiums, sondern auch alle Interessierten eingeladen. Präsentiert wird das Fahrzeug von Heiner Roessler, dem Chef des Automuseums Melle, der zugleich im Kolloquium zum Dampfkraftwagen referiert.
Die Industrialisierung der Welt wäre ohne Dampf undenkbar. Auch heute noch wird unser Strom ja fast ausschließlich durch Dampfkraft erzeugt. Kein Wunder, dass kreative Köpfe schon früh an die Möglichkeit dachten, das Pferd von seiner schweren Bürde zu erlösen. Ein von Trevithick gebauter Wagen fuhr schon 1801 in Cornwall eine größere Strecke mit erheblichen Steigungen. Das war lange vor der ersten Eisenbahn und 90 Jahre vor den ersten Benzinautos.
Im 19. Jahrhundert scheiterten allerdings technisch durchaus erfolgreiche Bus- und LKW-Dampffahrzeuge regelmäßig an der geballten Lobby der Fuhrwerks- und Eisenbahnbetreiber. Erst gegen Ende des Jahrhunderts kam die Idee des Automobils - diesmal in Form des Individualfahrzeugs - wieder in Fahrt. So gab es um die Jahrhundertwende mehr Dampf- als Benzinautomobile. Die amerikanische Firma Stanley war dabei besonders erfolgreich. Ein Stanley schaffte schon 1906 als erstes Automobil der Welt eine Weltrekord-Geschwindigkeit von über 200 km/h. Technisch ähnlich, aber mit einer damals verbreiteten 7-sitzigen Phaeton-Karosserie ausgerüstet, ist der Stanley Typ 735 B des Automuseums Melle aus dem Jahre 1919 aber auch nicht bedächtig. Besonders an der Ampel oder am Berg kann er oft modernen Wagen davonfahren. Aber gerade wegen seiner Umweltfreundlichkeit - was besorgte Zeitgenossen fälschlich als üblen Auspuffqualm einstufen, ist in Wirklichkeit reiner, sauberer Wasserdampf - kommt der Dampfantrieb heute wieder in den Blickpunkt der Automobil-Entwickler. Als Vorteile eines Dampfautos fallen ins Auge, ohne mit Getriebe und Kupplung kämpfen zu müssen und dabei leise und schnell zu sein. Die früher als Hauptnachteil geltende längere Anheizzeit (ca. 10-15 Minuten) wäre mit moderner Isolations- und Kesseltechnik leicht auf wenige Sekunden zu verkürzen. So ausgeschlossen ist es also nicht, dass wir in absehbarer Zeit wieder Dampf-Autos benutzen.
Jährlich Anfang Mai lädt der „Leihgeber", das Automuseum Melle, übrigens zur Deutschen Dampf Automobil Fahrt ein, zu der regelmäßig ca. 15 Fahrzeuge zu einer viertägigen Tour durch das Osnabrücker Land erwartet werden.