EHRUNG FÜR EINEN VIRTUOSEN INTERPRETEN AM 8. JUNI 2011
Robert Schumanns 201. Geburtstag am 8. Juni 2011 ist ein würdiges Datum für die Verleihung eines Preises, der den Namen des berühmten Komponisten trägt. Den Auftakt des Schumann-Festes 2011 in Zwickau werden gleich zwei besondere Ereignisse geben: Die traditionelle Ehrung Robert Schumanns an seinem Denkmal auf dem Hauptmarkt am Nachmittag des 8. Juni, ab 16 Uhr, als buntes Fest für Jung und Alt. Um 19.30 Uhr beginnt die Festveranstaltung zur Verleihung des Robert-Schumann-Preises der Stadt Zwickau 2011 an den ungarischen Pianisten András Schiff im Robert-Schumann-Haus.
Als Laudator wird der weltbekannte Dresdner Sänger Peter Schreier erwartet, selbst Träger des Robert-Schumann-Preises von 1969. Für den musikalischen Rahmen sorgt die Dresdner Liedklasse von Sänger Olaf Bär. Er war im Jahr 1998 Robert-Schumann-Preisträger.
Dass die Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e.V. den Pianisten András Schiff für die Ehrung mit dem Robert-Schumann-Preis vorschlug, hat gute Gründe: Er gilt als einer der heute führenden Vertreter seines Instruments weltweit. Der Klaviervirtuose András Schiff "darf als besonders herausragender Interpret der solistischen und konzertanten Klavierwerke Robert Schumanns gelten, die er in unzähligen Konzertauftritten in allen internationalen Musikzentren dargeboten und in exemplarischen Klangaufnahmen verbreitet hat. Als Kammersänger und als Dirigent und Solist des 1999 von ihm gegründeten und geleiteten Kammerorchester Capella Andrea Barca hat er darüber hinaus die Kenntnis des Schumannschen Schaffens gefördert und vertieft", heißt es in der Begründung der Schumann-Gesellschaft zum Auszeichnungsvorschlag.
Der aus musikalischem Hause stammende András Schiff wurde 1953 in Budapest geboren und studierte an der dortigen Franz-Liszt-Musikakademie u. a. Ferenc Rados und György Kurtág sowie in London bei George Malcolm. Nachdem er 1974 als 20jähriger den Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau gewann, eröffnete sich ihm eine internationale Konzertkarriere, die ihn auf nahezu alle wichtigen Konzertpodien der Welt und mit den bedeutendsten Orchestern und Dirigenten unserer Zeit zusammenführte. Seine besondere Liebe und interpretatorische Bemühung gilt den Klavierwerken Robert Schumanns, die neben denen von Bach, Mozart, Beethoven und Schubert im Zentrum seines Wirkens stehen. Seine Aufnahmen etwa der Sonate f-Moll op. 14, der Humoreske op. 20 und der Novelletten op. 21, aber auch so esoterischer Spätwerke wie der Gesänge der Frühe op. 133 und der sog. Geister-Variationen RSW Anh. F 39 sind vorbildhaft und bestimmen die heutigen interpretatorischen Standards entscheidend mit. Das gilt ebenso für Schiffs Interpretation der konzertanten Werke Schumanns, insbesondere des Konzertstücks G-Dur op. 92 und des Klavierkonzerts a-Moll op. 54.
Dr. Gerd Nauhaus, Vorsitzender der Robert-Schumann-Gesellschaft und Robert-Schumann-Preisträger 1986, charakterisiert den ungarischen Pianisten so: „András Schiff, der seinen Wohnsitz heute in Florenz hat, ist ein besonders feinsinniger und tief schürfender Künstler, der keinen Wert auf Selbstdarstellung legt, sondern mit seiner Person hinter den Meisterwerken zurücktritt, und dessen gedanken- und assoziationsreiche Interpretationen gerade der Schumannschen Musik nicht dem Mainstream folgen, sondern eigene Wege aufzeigen und dadurch wiederum vorbildhaft für jüngere Interpreten sein können."
Außer dem Klavierschaffen Schumanns hat András Schiff seine Aufmerksamkeit auch der Kammermusik und der Liedkunst gewidmet und mit bedeutenden Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau, Peter Schreier und Robert Holl zusammengearbeitet und Aufnahmen produziert. Er hat verschiedene Musikfestivals initiiert und wirkte im Schumann-Jubiläumsjahr 2010 zum wiederholten Mal an dem Festival Schumanniade in der Nähe von Dresden mit.
Die Ehrung am Denkmal und die Schumann-Preisverleihung an András Schiff werden der Auftakt eines an Höhepunkten reichen Schumann-Festes sein. Derzeit laufen die Vorbereitungen zum erstmals gleich über drei Wochen gefeierten Festes unter dem Motto „Hommage à Robert Schumann". Die Veranstaltungen sind dem Künstlerehepaar Robert und Clara Schumann gewidmet. Das Kaleidoskop dessen, worauf sich Musikliebhaber freuen können, reicht von klassischen Werken Schumannscher Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts bis hin zu Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, von Filmen und Kinderveranstaltungen bis hin populärer Musik und Jazz.
Wissenswertes: Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau
Die Liste der Schumann-Preisträger reicht bis in das Jahr 1964 zurück und beinhaltet zahlreiche weltbekannte Namen: Annerose Schmidt (Pianistin, 1964), Kurt Masur (Dirigent, 1981), Dietrich Fischer -Dieskau (Sänger und Pädagoge, 1987), Jozef De Beenhouwer (Pianist, 1993), Sir John Eliot Gardiner (Dirigent, 2001), Daniel Barenboim (Pianist und Dirigent, 2005)....
Die Ehrung wird seit 1964 durch den Oberbürgermeister der Stadt vorgenommen, in der Regel am 8. Juni, dem Geburtstag des Komponisten. Der Ausgezeichnete ist berechtigt, den Titel „Träger des Robert-Schumann-Preises der Stadt Zwickau des Jahres ..." zu führen. Der Turnus der Verleihung war von 1964 bis 2002 jährlich; ab 2003 wird der Preis alle zwei Jahre vergeben. Der Preis wird verliehen an hervorragende Dirigenten, Instrumentalisten, Sänger, Klangkörper oder Institutionen des deutschen und internationalen Musiklebens, Musikwissenschaftler oder Forschungsinstitutionen, denen ein besonderer Verdienst um die Verbreitung der musikalischen Werke oder die Erforschung von Leben und Schaffen Robert Schumanns zukommt.
Die Vorschläge für die Verleihung des Preises werden ausgearbeitet und unterbreitet vom Vorstand der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e. V. Der Stadtrat der Stadt Zwickau hat für die Dauer seiner Wahlzeit eine Jury für die Verleihung dieses Preises bestellt. Der Preis ist mit einer Geldsumme von insgesamt 10.000 Eurodotiert. Zum Preis gehören je eine Medaille und eine Urkunde. Der Robert-Schumann-Preis kann geteilt werden. So nahmen den bislang letzten Preis im Jahr 2009 die Musikwissenschaftler Reinhard Kapp (Wien) und Michael Struck (Kiel) entgegen.
Übersicht aller Preisträger seit 1964:
www.schumannzwickau.de/robert_schumann_preis_preistraeger.asp