Das Robert-Schumann-Haus Zwickau informiert:
Welt-Uraufführung: Schumanns Abegg-Variationen als Orchesterversion zu hören
Knapp drei Monate vor dem 200. Geburtstag von Robert Schumann wartet die Stadt Zwickau mit einer Weltpremiere auf: Dem Karlsruher Musikwissenschaftler Joachim Draheim ist es gelungen, zu Schumanns Klavierstück „Abegg-Variationen" die originale Orchesterversion zu rekonstruieren.
Das etwa zehnminütige Werk ist weltweit erstmals am 18. März im Zwickauer Konzert- und Ballhaus „Neue Welt" in der Leipziger Straße 182 zu erleben. Zur Aufführung bringen es der Londoner Pianist Florian Uhlig und das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Leitung von Tobias Engeli.
Als 20-jähriger Student saß Robert Schumann eines Abends mit seinen Kommilitonen August und Otto Abegg bei einer „Kneiperei", wie er in seinem Tagebuch schrieb, zusammen. Da sich der Nachname seiner Studienfreunde komplett in Noten umsetzen lässt, improvisierte Schumann aus dem Stegreif einen Walzer auf die Tonfolge A,- B,- G,- G. Zu diesem Thema komponierte er in der Folge mehrere Variationen und wollte daraus sein erstes großes Stück für Klavier und Orchester machen. 1831 entschloss sich Schumann jedoch, das Werk zunächst nur als Klaviersolowerk - ohne Orchesterbegleitung - zu veröffentlichen. Es erschienen vier Abegg-Variationen mit Finale.
Der Schumann-Forscher Joachim Draheim entdeckte nun vor kurzem, dass zu der ursprünglichen Orchesterversion in den so genannten „Bonner Skizzenbüchern" vollständige Entwürfe existieren. Hier beginnt das Werk mit einer bisher völlig unbekannten 40-taktigen Orchester-Einleitung. Darüber hinaus fand Draheim eine brillante fünfte Variation, die Schumann ebenfalls unveröffentlicht ließ. Auch sie wird nun in Zwickau erstmals erklingen.
Die Uraufführung wird umrahmt von Mozarts „Don Giovanni"-Ouvertüre KV 527 und einem weiteren Variationswerk für Klavier und Orchester: Chopins selten gespielten Variationen über „Là ci darem la mano" aus Mozarts „Don Giovanni", entstanden ebenfalls in den Jahren um 1830. Schumann schrieb darüber seine begeisterte erste Musikkritik und machte dadurch Chopin in Deutschland bekannt. 2010 jährt sich nicht nur der 200. Geburtstag Schumanns, sondern auch derjenige Chopins.
Als weitere Schumann-Rarität bietet das Konzert den Scherzo-Satz einer unvollendeten Sinfonie in c-moll, an der Schumann im September 1841 arbeitete. Nachdem der Sinfonie-Plan verworfen war, veröffentlichte Schumann das Scherzo schließlich zum Klavierstück umgearbeitet in seinen „Bunten Blättern" op. 99. Am Abschluss erklingt die Sinfonie Nr. 1 H. 289 von Bohuslav Martinů.
Das Konzert am 18. März beginnt 19.30 Uhr. Um 19.00 Uhr gibt es für Interessierte eine Konzerteinführung.