Der Steinkohlenbergbauverein und die Arbeitsgruppe der Stadt Zwickau zur Aufarbeitung der Grubenkatastrophe gedenken der Opfer und klären Hintergründe
Aus Anlass des 50. Jahrestages hat sich der Steinkohlenbergbauverein Zwickau gemeinsam mit der Stadt Zwickau, dem Kulturamt und dem Stadtarchiv, noch einmal intensiv mit dem Grubenunglück des Jahres 1960 befasst. Zentrales Anliegen des Vereins ist es, die Erinnerung an die damals verunglückten Kumpel wach zu halten und ihrer zu gedenken. Außerdem möchte der Verein einen Beitrag zur Klärung der Unglücksursache leisten.
Bei einer Kohlenstaubexplosion im VEB Steinkohlenwerk „Karl Marx" Zwickau sind am 22. Februar 1960 insgesamt 123 Menschen bei der Arbeit unter Tage ums Leben gekommen. Der Hintergrund des Geschehens wurde bisher nur unvollständig geklärt. Zu Zeiten der DDR wurden kaum Informationen veröffentlicht. Dadurch entstanden verschiedene Annahmen, wovon keine plausibel erschien. Auch heute noch sind Dokumente bei der BStU, Außenstelle Chemnitz und dem Bergarchiv Freiberg unter Verschluss.
Der Steinkohlenbergbauverein Zwickau hat gemeinsam mit Experten alle zugänglichen Informationen ausgewertet und so einen umfassenden Bericht erstellt. „Um ein möglichst genaues und belastbares Endergebnis zu erzielen, haben wir die dokumentierten Katastrophengeschehnisse mit bergmännischem Sachverstand analysiert und entsprechende Schlussfolgerungen gezogen. Wir sind auch ein bisschen stolz auf diesen Bericht, den die beteiligten Fachleute als sehr fundiert bezeichnet haben. Die einhellige Meinung der unabhängigen Experten fasste Dr. Michael Farrenkopf vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum unter anderem mit den Worten zusammen: ‚Die Erkenntnisse der Zwickauer Arbeitsgruppe scheinen mir stimmig zu sein und gehen weit über das hinaus, was man in vielen anderen Fällen weiß.' Das gibt uns die Gewissheit, dass wir sorgfältig gearbeitet haben", sagt Karl-Heinz Baraniak, der Schatzmeister des Vereins.
Der Bericht des Vereins kommt zu anderen Ergebnissen als bisherige Theorien. In früheren Veröffentlichungen war von einem Erdbeben in Nordafrika die Rede, das sich bis in die Zwickauer Region ausgewirkt habe, - oder auch von einem Sprengmeister, der fahrlässig die Explosion verursacht hat.
„Wir haben die Fakten sprechen lassen - und zwar solche, die von unabhängigen Experten beurteilt wurden und nicht von persönlichen Emotionen überlagert werden", so Klaus Hertel, der Vorsitzende des Steinkohlebergbauvereins. Und weiter: „Den Ort, an dem die Katastrophe ausgelöst wurde, haben wir exakt bestimmen können. Auslöser der verheerenden Kohlenstaubexplosion war Sprengstoff. An dem Ort, von dem die Explosion ausging, befand sich zum Zeitpunkt des Geschehens ein anderer Sprengmeister als der, der bisher öffentlich belastet wurde. Den genauen Hergang, wie sich der Sprengstoff entzündet hat, kann man nicht mehr klären."
Zum Gedenktag erscheint ein Buch mit dem Titel „Die Grubenkatastrophe vom 22. Februar 1960 - ein Tatsachenbericht", dessen Herausgeber das Kulturamt und das Stadtarchiv der Stadt Zwickau sind und an dem der Steinkohlenbergbauverein Zwickau e. V. maßgeblich mitgewirkt hat. Neben dem ausführlichen Bericht zur Katastrophe wird darin auch das zeitgeschichtliche Umfeld der Katastrophe beleuchtet.
Am Montag, dem 22. Februar 2010, dem 50. Jahrestag der Katastrophe, beginnt um 8.30 Uhr eine ökumenische Gedenkfeier in der Moritzkirche in Zwickau. Im Anschluss an die Feier, etwa gegen 9.45 Uhr, erfolgt der gemeinsame Gang der Teilnehmer zum Hauptfriedhof an die bergmännische Gedenkstätte zur stillen Kranzniederlegung. Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Zwickau und der Region Zwickau sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Im Vorfeld des Jahrestages berichtet das MDR-Fernsehen am 26. Januar 2010, 21.15 Uhr, über die Grubenkatastrophe und die neuesten Erkenntnisse zu deren Aufklärung. Vertreter des Steinkohlenbergbauvereins und Zeitzeugen werden in dem Beitrag zu Wort kommen.