- Weitere Zusammenarbeit zwischen Museum und Westsächsischer Hochschule
- Künftig auch Führungen in Gebärdensprache möglich
Auf Initiative des Museums-Geschäftsführers, Rudolf Vollnhals, wurde kürzlich eine Zusammenarbeit mit der Westsächsischen Hochschule, Fachbereich Gesundheits- und Pflegewissenschaften, vertreten durch die Professorin im Studiengang Gebärdensprachdolmetschen, Meike Vaupel, sowie Stephan Pöhler, dem Leiter der Dolmetschereinsatzzentrale, Geschäftsführer des Gehörlosenverbandes in Zwickau und Behindertenbeauftragter des Landes Sachsen, beschlossen. Ab sofort soll es im Automobilmuseum mit der über 100jähringen Fahrzeuggeschichte auch buchbare Führungen in Gebärdensprache geben, die von Studenten im Abschlusssemester gedolmetscht werden.
Dadurch haben die Studenten die Möglichkeit, Ihre Kenntnisse in praktischen Übungen anzuwenden und sich damit auf ihr Examen vorzubereiten. Den rund 4.000 Gehörlosen in Sachsen, ja potentiell sogar allen 80.000 Betroffenen deutschlandweit, wird damit in der Erweiterung ihrer Freizeitgestaltung ein attraktives Ziel angeboten, das ihnen in ihrer Sprache vermittelt werden kann.
Für Stephan Pöhler ist die Initiative nicht nur einmalig in Sachsen - oft wären derartige Angebote nur auf wenige Aktionen im Jahr begrenzt -, sondern auch eine beispielhafte Umsetzung der am 26. März aktuell in Deutschland in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention. Neben mobilitätseingeschränkten Menschen erhalten jetzt auch Sinnesbehinderte im August Horch Museum einen barrierefreien Zugang zu allen Ausstellungsstücken und Informationen. Stephan Pöhler lobte die umfassende Barrierefreiheit des August Horch Museums auch als logische Fortsetzung der Servicekette im Rahmen der Tourismusaktivitäten und ermunterte andere Einrichtungen von touristischer Bedeutung, es dem Museum gleichzutun.
Es wurde erstmals bei kurzen Führungen im März diesen Jahres probiert, die museumseigenen und fahrzeughistorischen Termini anzuwenden, Ebenso musste der Ablauf mit mehreren Dolmetschern parallel durchprobiert werden. Am heutigen Freitag wurde das Ergebnis dann nach einer Auftaktpressekonferenz 45 Gehörlosen zuteil, die diese Möglichkeit überaus schätzten.
Die Absolventen des Studienganges sind Diplom-Gebärdensprachdolmetscher (FH) für die allgemeine Dolmetschpraxis. Sie sind fachkundige Mittler zwischen hörbehinderten Menschen - insbesondere Gehörlosen - und Hörenden. Sie dolmetschen in allen Lebensbereichen, z. B. bei Aus- und Fortbildung, bei Gericht und Polizei, im Gesundheitswesen, bei Konferenzen und in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, ganz aktuell also auch im August Horch Museum. Gebärdensprachdolmetscher arbeiten in der Regel als Freiberufler. Es werden aber auch gelegentlich feste Anstellungen z. B. an Hochschulen, bei Gehörlosenverbänden, Beratungsstellen oder Kliniken mit vorwiegend gehörlosen Patienten angeboten. Einem ständig steigenden Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern steht eine verschwindende Anzahl für diese Tätigkeit qualifizierter Personen gegenüber. Um so erfreulicher ist es, dass dieser begehrte Studiengang seit 9 Jahren hier in Zwickau studiert werden kann.