Gespräch der Redaktion des Zwickauer Pulsschlages mit Elin und seinen Eltern
Pulsschlag:
Na sag mal Elin, auf so ein Angebot wartet manch ein erwachsener erfolgreicher Musiker ein Leben lang vergeblich! Herzliche Gratulation von uns! Was für ein Gefühl war es für dich, eine solche Einladung zu erhalten?
Elin:
Erstmal war ich ziemlich erfreut - sehr glücklich. Ja und dann habe ich überlegt, was ich spielen werde, was in Amerika gut ankommen könnte.
Pulsschlag:
Und Sie als Eltern - was haben Sie gedacht als die E-Mail kam?
Marian Kolev:
Wir hatten sehr auf eine Nachricht gewartet. Denn dass die Preisträger ein Angebot bekommen, wussten wir ja schon, eben nur nicht ob in England, Japan... Aber dass es die Carnegie Hall in New York sein wird...!
Margaritka Koleva:
Ja, das war wirklich eine große Überraschung mit der so in dieser Art überhaupt nicht zu rechnen war. Erst recht nicht damit, dass noch die Angebote für zusätzliche Konzerte in Roanoke (Virginia), Little Rock (Arkansas) und Minot (North Dakota) dazu kommen, so dass es nun eine zweiwöchige Tournee wird. Aber zunächst bedeutet das unglaubliche Angebot für Elin und uns doch erstmal konzentrierte Arbeit. Dankenswerter Weise hat GMD Stefan Fraas unserem Elin angeboten, sich bei den Frühlingskonzerten mit dem Orchester zu testen. So kann er in Form kommen und hat genügend Auftritte, die ihm Sicherheit geben können.
Pulsschlag:
Was sagt der Direktor der Einrichtung dazu, in der Elin seinerzeit erste musikalische Schritte machte?
Thomas Richter:
Natürlich ist ein solches Angebot an einen unserer Schüler auch für unsere Musikschule etwas Besonders und er wird von uns entsprechende Unterstützung erhalten. Übrigens hat auch die Stadtspitze für unser Anliegen offene Ohren, greift uns bei der Suche nach Sponsoren und Förderern unter die Arme. Auch der Förderverein unserer Einrichtung startete zur Unterstützung der USA-Reise von Elin in Begleitung seiner Eltern einen Aufruf auf unseren Internetseiten.
Pulsschlag:
Kannst du dir denn deinen Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall schon vorstellen?
Elin:
Naja, ich denke an einen großen Saal mit vielen Zuschauern, Rampenlicht, gute Organisation, gute Akustik...
Pulsschlag:
Was wirst du dort spielen?
Elin:
Introduktion und Rondo Capriccioso - Saint-Saens Op. 28 , „winter" - 4 seasons-Antonio Vivaldi Op. 8 No. 4, Symphonie espagnole - Edouard Lalo Op. 21, Tambourin Chinois Fritz Kreisler Op. 3, 24 caprice - Paganini Op. 1.
Pulsschlag:
Elin, was heißt das nun alles für dich bis dahin? Ist das nicht überstressig? Bekommst du alles unter einen Hut: Auftritte, Schule, das übrige Leben?
Elin:
Ich werde viel mit meinem Instrument üben. Aber das Lernen für die Schule darf auch nicht zu kurz kommen. Ich bin jetzt in der sechsten Klasse des Clara-Wieck-Gymnasiums und ich merke schon, dass mit jeder höheren Jahrgangsstufe alles immer anspruchsvoller wird. Da lerne ich eben auch mal abends im Bett Vokabeln usw., damit ich trotzdem gute Noten bekomme.
Marian Kolev:
Das ist für ihn gar nicht so einfach. Wenn man sich mal die Biografien großer Geiger anschaut - die hatten ja meist Privatunterricht.
Margaritka Koleva:
Elin hat seine Zukunft ja schon zeitig in der Musik gesehen. Das haben wir auch immer unterstützt, wenngleich Meisterkurse, die Reisen und all das nicht ganz leicht zu finanzieren sind. Wenn ein Kind sagt: „Ich spiele Geige", sehen die Leute nur das „Ich spiele", so als würde er Ball spielen oder so. Was ich meine: Wenn ein Kind ein so unbegreifliches Angebot wie die Carnegie Hall in New York bekommt, kann man das, was alles damit zusammen hängt, als normale Familie gar nicht mehr allein bewältigen. Allerdings werden Sportler eher gesponsert, finden schneller Unterstützer. Ich denke aber, auch ein außergewöhnlicher Musiker könnte Sponsoren gut vertragen und wir wären glücklich, wenn wir diese fänden.
Pulsschlag:
Elin, beschreibe doch bitte einmal, wie bei dir eine Woche aussieht.
Elin:
Montag habe ich acht Stunden, danach Musiklehre, mache dazu noch Hausaufgaben für die Woche. An so einem Tag ist immer die Frage, ob ich aus der Geige noch viel rausbringe. Dienstag ist es entspannter und auch Mittwoch habe ich nur fünf Stunden, weil für mich der Chor ausfällt und da habe ich viel Zeit für Hausaufgaben und Geige. Donnerstag ist ein normaler Tag, da gehe ich zum Tanzen, Standard beim TSC Silberschwan. Freitag ist recht entspannt und am Wochenende versuche ich möglichst was geht an Hausaufgaben vorzuarbeiten.
Pulsschlag:
Da du ja täglich drei und mehr Stunden Geige spielst, stellt sich sowieso die Frage, ob es dir da noch Spaß macht, oder anders: Was überwiegt, die Pflicht oder das Vergnügen?
Elin:
An besonders guten Tagen gefällt
es mir, zu üben. Wenn es richtig Spaß macht, wenn ich in der Musik richtig drin bin und es fühle, entspannt es mich auch. Aber es gibt auch Tage, da verkrampfe ich mich etwas, gerade wenn ich bei schwierigen Stellen hängen bleibe. Was mich übrigens total entspannt und was mir an meiner Schule so gut gefällt: dass ich in den Pausen Tischtennis spielen kann.
Pulsschlag:
Soloauftritte in der Region sind für dich längst keine Seltenheit mehr. Zunehmend stehst du auf internationalen Bühnen. Siehst du das für dich schon als Normalität?
Elin:
Für mich ist jeder Auftritt etwas besonderes, ob regional oder international.
Pulsschlag:
Was sagen die Eltern? Sie selbst arbeiten ebenfalls als Musiker. Die Geige ist das Instrument, um das sich für jeden von Ihnen alles dreht. Wenn der Vater die 1. Violine im Philharmonischen Orchester des Theaters Plauen-Zwickau und die Mutter die 2. Violine in der Vogtland Philharmonie spielt, teilte sich der kleine Elin doch sicher sozusagen schon die Wiege mit einer Violine, oder? Mit anderen Worten: Wollten Sie von Anfang an ein Geige spielendes Wunderkind?
Margaritka Koleva:
Am Anfang haben wir - haben sich - beide Kinder mit Musik beschäftigt. Unsere 17-jährige Tochter Natali hat für sich letztendlich ihre eigenen künstlerischen Interessen herausgefunden, die liegen in Richtung Schauspiel.
Marian Kolev:
Es hat sich herausgestellt, dass Elin sehr schnell vorangeht und in einem Jahr Stücke drauf hat, für die andere Geiger sehr viel mehr Zeit brauchen. Da war dann schon der Gedanke, dass es was werden könnte mit ihm. Jedenfalls hat er nicht nein gesagt.
Elin (lachend und nachdrücklich):
Er hat ja gesagt!
Thomas Richter:
Es ist schon sehr verblüffend, wenn ein zehn-, elfjähriges Kind aus dem Kopf Literatur darbietet, die Studenten zur Eignungsprüfung spielen und das alles auf einer kleinen Geige...
Pulsschlag:
Elin, erstaunt dich das manchmal nicht selbst, dass du mit solchen Fähigkeiten ausgestattet bist?
Elin:
Na ja, eigentlich nicht. Denn jeder Mensch, der geboren wird, hat für sich etwas Eigenes und ich bin eben so auf die Welt gekommen. Ich kann ja nicht wissen, wie es ist, wenn man es nicht hat...
Pulsschlag:
Und welche Erinnerungen hast du selbst an deine Anfänge?
Elin (breit grinsend):
Ehrlich? Früher hab ich immer mal die Geige von meinem Vater genommen. Ich hatte einen kleinen gelben Stuhl, hab mich da draufgesetzt und immer so getan als wäre ich Konzertmeister. Ich hab ein paar Töne auf der Geige gekratzt in der Hoffnung, dass es was wird.
Pulsschlag:
So ging das also los und seit geraumer Zeit bist du nun schon Meisterschüler namhafter Professoren. Empfindest du eigentlich große Aufregung, wenn es ernst wird, d.h. wie ist es bei dir mit Lampenfieber? Was stellst du dir vor, um Aufregung in den Griff zu bekommen?
Elin:
Bei den ersten Auftritten als Solist mit einem Orchester wie den Open-Air-Konzerten „Classics unter Sternen", verspürte ich noch keine Aufregung. Das kann ja daran gelegen haben, dass ich noch jünger war. Ich habe es zwar irgendwie empfangen, aber noch nicht so verstanden, dass es so viele Zuschauer waren. Naja, wenn ich oft Konzerte gebe, lindert sich die Aufregung.
Pulsschlag:
Und die Eltern: Wie erleben Sie die Auftritte Ihres Sohnes?
Margaritka Koleva:
Elin will sich so präsentieren, dass er niemanden enttäuscht. Denn er weiß ja: die Menschen kommen, um ihn zu hören. Wenn man ihnen das besondere Erlebnis zu schenken vermag, ist es das Schönste, was man geben kann.
Marian Kolev:
Und er weiß ja, dass man inzwischen von ihm auch mehr erwartet. Nach der großen Arbeit kommt das große Glück - beides teilen wir gern mit ihm.
Pulsschlag:
Wenn du selbst zurückdenkst: Was waren bislang deine aufregendsten Auftritte?
Elin:
Die Open-Air-Konzerte mit Orchester gefallen mir immer wieder. Und in Ibla (Sizilien) war es eine wunderschöne Atmosphäre. Die Menschen haben gern zugehört und ihre Meinung sehr offen und auch begeistert preisgegeben.
Pulsschlag:
Deine musikalischen Vorbilder?
Elin:
Dazu zähle ich die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter, den Amerikaner Joshua Bell, den britischen Violinisten Nigel Kennedy und den russischen Geiger Maxim Vengerov.
Pulsschlag:
Wer hat dich in deiner musikalischen Entwicklung vorangebracht?
Elin (ganz spontan):
Mein Vater! (Riesenfreude auf dem Gesicht von Marian Kolev). Sehr ermutigt hat mich Thomas Abe, der bei uns am Konservatorium als Fachbereichsleiter für Hohe Streichinstrumente arbeitet. Er hat viel Humor und ist witzig. Im Moment bringt mich die Leipziger Professorin Carolin Widmann voran. Auch ohne Professor Eichhorn, bei dem ich Meisterkurse hatte, hätte ich es nicht bis hierher gebracht. Er hat mir übrigens als ich noch kleiner war die Augen geöffnet, dass es in der Musikerwelt nicht ohne Konkurrenzdenken abgeht.
Margaritka Koleva:
... und Professor Eichhorn hat uns als Eltern in dem Gedanken bestärkt, dass Elin nicht nur ein regionales Talent ist. Wenngleich es natürlich schön ist, dass ihm zunächst die Leute hier vertraut haben und vertrauen. Denn ohne die Unterstützung der Menschen hier wäre das alles ja gar nicht so weit gekommen, hätten wir als Familie nicht die Energie aufbringen können...
Pulsschlag:
Wie würdest du dich selbst beschreiben: Deine charakteristischen Eigenschaften, deine Stärken, deine Schwächen?
Elin:
Ach ich weiß nicht so recht, das ist schwer, über sich selbst etwas zu sagen... Vielleicht... ein wenig aufgeweckt?
Pulsschlag:
Also du machst auf alle Fälle einen sehr fröhlichen Eindruck, wirkst auf eine sympathische Art selbstbewusst und auch sehr zielorientiert. Und wie beschreiben ihn die Erwachsenen?
Marian Kolev:
Er ist ein Spaßmacher! Ja und er ist sehr lebenswillig, will alles versuchen, von allem „Geschmack" kriegen. Und er ist auch handwerklich begabt, kann sich stundenlang beschäftigen...
Margaritka Koleva (mit liebevollem Blick auf ihren Sohn):
Ich mag alles, wie er ist, was er macht. Überhaupt: Ich liebe meine beiden Kinder Elin und Natali sehr.
Pulsschlag:
Blicke jetzt einmal für einen Moment voraus, sagen wir, du bist mal kurz doppelt so alt: Wie stellst du dir dein Leben dann vor? Dass du hauptsächlich als richtiger „Nur-Klassiker", also durch und durch ernsthaft unterwegs bist? Oder kannst du dir einen Weg in der Art des deutsch-amerikanischen Violonisten David Garrett vorstellen, der ja 2008 als schnellster Geiger der Welt auch im Guinness-Buch der Rekorde landete?
Elin:
Ja, das könnte ich! Er ist ja mit seiner Musik um die ganze Welt gereist. Das würde mir auch gefallen. Bloß nicht so sehr vorstellen könnte ich mir, dauernd auf einer elektrischen Geige zu spielen... (Verschmitzt lächelnd:) Mir ist übrigens aufgefallen, dass wir fast die gleiche Haarfarbe haben...
Pulsschlag:
Elin, wie wichtig sind Freundschaften für dich?
Elin:
Also ohne meine beiden besten Freunde Jeremy und Karsten würde nichts gehen...
Pulsschlag:
Haben Sie als Eltern Visionen für Ihren äußerst begabten Sohn?
Margaritka Koleva:
Wir denken, in erster Linie geht es immer um das Glücklichsein im Alltag mit dem was man tut. Wenn Elin Erfolge hat und es schön ist, freuen wir uns mit ihm. Wenn nicht, wischen wir die Tränen, weinen wir zusammen. Wir erinnern uns gern an die glücklichen Momente, die schon da waren, denn nicht jeder darf so etwas erleben. So werden wir es auch weiter halten. Natürlich werden wir ihn immer unterstützen und begleiten, in dem, was er will.
Elin (spontan):
Das was ich will ist, dass ich erfolgreich bin als Musiker. Ich könnte mir einen Beruf wie Zahnarzt oder so nicht vorstellen. Irgendwie reizt mich mit meiner Musik auch der Wettbewerbsgedanke, der aber, anders als im Sport, nichts mit Tricks wie Doping zu tun hat. Man versucht, auf ein höheres Niveau zu kommen, sich fair zu messen, ja sich auch gegenseitig zu übertreffen. Als Musiker wird man für die Anstrengungen und das viele Üben so richtig belohnt. Ich meine nicht materiell. Man sieht, wie sich das Publikum freut. Man bekommt Applaus, verbeugt sich dafür. Das gefällt mir sehr.
Die wichtigsten Stationen:
Elins außergewöhnlicher Weg vor New York Im Alter von 5 Jahren beginnt Elin seine musikalische Ausbildung auf der Geige am Robert-Schumann-Konservatorium der Stadt Zwickau.
2005
Im Alter von 8 Jahren erster Soloauftritt mit der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach bei „Classics unter Sternen" auf dem Brückenberg vor 5000 Leuten.
2006
Auftritt des Philharmonischen Orchesters Theater Plauen-Zwickau. Elin ist Solist beim Pfingstbarock „Russische Nacht".
2007
Soloauftritte bei allen vier Neujahrskonzerten „Jahrhundertwalzer" in Plauen, Glauchau und Zwickau sowie Mitwirkung beim Festkonzert „60 Jahre Robert-Schumann-Konservatorium" mit Werken von Vivaldi, Max Bruch, Peter Tschaikowsky, Carles Auguste de Beriot im Mai.
Elin erspielt mehrere erste Preise bei Regional- und Landeswettbewerben "Jugend musiziert", EnviaM-Talentwettbewerb 2007 in Deutschland.
2008
Juni: Auftritt im Robert-Schumann-Haus: Zur Eröffnung des XV. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs für Klavier und Gesang tritt er vor Wettbewerbsteilnehmern aus aller Welt auf. Solist der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach bei der „10. Klassiknacht - Park und Schlossfest" in Greiz. Juli: Auftritt bei „Classics unter Sternen" auf dem Zwickauer Hauptmarkt.
13. Juli: Der elfjähriger Geiger aus Zwickau erhält beim XVII. Grand Prize der New Yorker Ibla-Stiftung, der alljährlich in Ragusa-Ibla auf Sizilien ausgetragen wird, die Auszeichnung „Bestes junges Talent", sowie den Pablo de Sarasate Preis. 252 Musiker verschiedensten Alters und unterschiedlichster Instrumentengattungen aus aller Welt hatten sich bei dem Wettbewerb einer 42-köpfigen, international besetzten Jury gestellt.
Innerhalb und außerhalb des Wettbewerbs hat Elin in Ragusa sieben umjubelte Auftritte. Ein achter steht ihm 2009 beim Preisträgerkonzert des Ibla Grand Prize in New York in der Carnegie Hall bevor.
September: Elin spielt bei der großen Benefizgala mit Tennislegende Boris Becker. Man bezeichnet den Elfjährigen als „Zwickauer Hoffnungsträger". In diesem Monat bekommt er auch den 1. Preis beim V. Internationale Eugene Ysaye Violinwettbewerb in Österreich.
18. Oktober: Debüt im Deutschlandradio Kultur in der live Sendung Deutschland Rundfahrt mit einem Stück von Fritz Kreisler-Tambourin Chinois op.3
2009
Seit Januar wird Elin Kolev von der Sächsischen Mozart-Gesellschaft e.V. gefördert.
Kontakt
Förderverein Robert-Schumann-Konservatorium e. V. „Elin Kolev USA Tour"
Crimmitschauer Straße 1b, 08056 Zwickau
Bankverbindung:
Förderverein Robert-Schumann-Konservatorium e. V. Konto: 224 200 1011 · BLZ: 870 550 00
Sparkasse Zwickau, Verwendung: Elin Kolev USA Tour